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Das Wartensystem von Quedlinburg

Die Angst vor Überfällen war im Mittelalter allgegenwärtig. Zentralgewalt und allgemeingültiges Recht waren noch nicht bekannt, es galt das Recht des Stärkeren. Zwistigkeiten, Machtansprüche aber auch hegemoniale Auseinandersetzungen wurden mit Schwert und Lanze geregelt. Um ein gewisses Maß an Sicherheit zu gewährleisten war Eigeninitiative gefordert. Die 929 von Heinrich I. erlassene „Burgenordnung“ war Auslöser des „Burgenbaubooms“ im Ostfrankenreich. Auch Quedlinburg erhielt seine Fluchtburgen.

Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus den Burgensiedlungen Dörfer und Städte. Und auch die dort lebenden Bürger hatten ihr ureigenes Sicherheitsbedürfnis. Die mittelalterlichen Städte begannen mit dem Bau eigener Wehr- und Befestigungsanlagen. So auch in Quedlinburg. Vermutlich im 12. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Stadtmauern begonnen. Erste schriftliche Kunde von einer Marktmauer stammt aus dem Jahr 1179 und von dem Vorhandensein einer Stadtmauer aus dem Jahr 1225. Etwas später entstand die Quedlinburger Neustadt, die nach der politischen Einheit von Alt- und Neustadt um 1330 in die Stadtmauer einbezogen wurde.

Quedlinburger Warten - Seweckenwarte Quedlinburger Warten - Seweckenwarte Quedlinburger Warten - Seweckenwarte
Die Seweckenwarte.

Im Mittelalter gab es aber auch noch eine Vielzahl von unbefestigten Dörfern und Siedlungen die zum Kaiserlichen Freiweltlichen Frauenstift zu Quedlinburg gehörten. Und auch die wollten geschützt sein, sorgten sie doch für die Ernährung der „Städter“. Die Stadt Quedlinburg begann eigene Grenzbefestigungen zu errichten und zu betreiben, die Landwehren genannt werden. Das Recht dazu wurde dem Quedlinburger Magistrat 1338 durch die weltliche Gerichtsbarkeit, in Person der Regensteiner Grafen, zugesichert.

Quedlinburger Warten - Seweckenwarte Quedlinburger Warten - Seweckenwarte Quedlinburger Warten - Seweckenwarte
Die Seweckenwarte.

Wesentlicher Bestandteil dieser Landwehren waren Frühwarnsysteme, die getragen wurden von Feldwarten und Siedlungen wie Marsleben, Groß- und Kleinorden, Groß- und Klein-Sallersleben, Ballersleben, Knüppelrode, Sülten, Tekendorf und Ditfurt schützen sollten. Nur die Gemeinde Ditfurt ist heute noch existent, alle anderen Siedlungen überlebten die Wirren des Spätmittelalters nicht und sind heute wüst. Die zu den Landwehren gehörenden Gräben, Erdwallanlagen und Schutzhecken konnten die feindlichen und räuberischen Eindringlinge zwar nicht aufhalten, sie wurden aber von den Feldwarten beobachtet und über entsprechende Signalketten konnten Verteidigungs- oder Verfolgungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Die Quedlinburger Landwehr umschloss eine Feldflur von etwa 42 km Länge, die im Süden bis an den Harzrand reichte. Ursprünglich soll es wenigstens 11 Warten gegeben haben, wovon heute noch 6 ganz oder teilweise erhalten sind. Diese Türme mir Ausguck waren von Mauern und Wällen geschützt, der Turmeinstieg befand sich aus Sicherheitsgründen mehrere Meter über der Erde. Die Stadt unterhielt für seine Landwehr zahlreiches Personal: die Turmwächter die Feldflur Siedlungen und Handelswege beobachtete und Signale in die Stadt sandte; eine berittene Einheit mit Streitwagen und Handwerker sowie Hilfskräfte zur Instandhaltung der Landwehr (1460 waren das 210 Mann). Nachdem sich Handfeuerwaffen durchgesetzt hatten, kamen neue Kampf- und Militärtaktiken zum Einsatz. Die Landwehren und mit Ihnen die Warten verloren an Bedeutung und an Schutzfunktion. Bereits 1540 sollen die Warten in schlechtem baulichen Zustand gewesen sein, der sich in späteren Jahrhunderten weiter verschlechterte.

Quedlinburger Warten - Letturm Quedlinburger Warten - Letturm Quedlinburger Warten - Letturm

Der Lethturm an der Landstraße zwischen Quedlinburg und Rieder.

Im Jahr 1824 wurde eine Regierungsverfügung zur Erhaltung von Altertümern erlassen, zu denen auch die Warten zählten. Von diesem Zeitpunkt an, wurden die Warten regelmäßig repariert und instand gesetzt. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde für die Altenburg- und die Steinholzwarte eine neue Bestimmung gefunden. Sie wurden zu Aussichtstürmen umgebaut und waren fortan Bestandteil des städtischen Erholungsgebietes. Im 20. Jahrhundert und insbesondere in der DDR-Zeit, waren die außerstädtischen Warten, Bicklingswarte, Seweckenwarte, Aholzwarte, Heidbergwarte, Lethturm und Ilenstedter Warte wieder dem Verfall preisgegeben.

Quedlinburger Warten - Altenburgwarte Quedlinburger Warten - Altenburgwarte Quedlinburger Warten - Altenburgwarte

Die Altenburgwarte westlich von Quedlinburg.

In den 60er und 70er Jahren engagierten sich Natur- und Heimatfreunde für die Erhaltung dieser Warten. Zum Teil leider vergebens: von Aholzwarte und Heidbergwarte gibt es heute nur noch Reste, die Ilenstedter Warte ist eine Ruine. Die Bicklingswarte, im Feldflur zwischen Badeborn und Gernrode gelegen, die Seweckenwarte, unweit der Gersdorfer Burg und der Lethturm, am Ortseingang Gernrode, wurden zu Beginn der 90er Jahre restauriert. Die beiden ersten wurden als Aussichtstürme ausgebaut und bieten großartige Aussichten auf das Harzvorland. Dabei ist die Seweckenwarte ein echter Geheimtipp, der Ausblick in das nordöstliche Harzvorland ist einzigartig. Und bei dieser Gelegenheit können Besucher mit Interesse an „Altertümern“ der Gersdorfer Burg einen Besuch abstatten. Aber dazu mehr in einem späteren Beitrag.

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Copyright der Fotos und der Texte Bernd Sternal2007