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Eisenkunstguss im Harzgebiet

Es gab unlängst Zeiten, da war Eisenkunstguss out. In Museen fand er kaum Beachtung, andere Sammlungen widmeten sich ihm kaum und auch in häuslicher Umgebung wurde er entsorgt oder in Abstelllagern verbannt. Strahlte er doch keinen Glanz aus und auch sein Material wurde als unedel angesehen. Das hat sich in den letzten Jahren geändert und die an vier Harzer Standorten gleichzeitig präsentierte Ausstellung „Der Eiserne Harz“ im Jahr 2010 hat wohl auch die letzten Eisengussmuffel eines besseren belehrt.

Ist doch Eisenkunstguss wirklich herausragendes Kunsthandwerk und unter den Metallgussverfahren das anspruchsvollste. Schließlich hat Gusseisen einen etwa 200 Grad C höheren Schmelzpunkt als andere übliche Gussmetalle wie Bronze oder Messing und bei Aluminium sind es fast 500 Grad C Unterschied. Das macht einen bedeutenden technologischen Unterschied! Gusseisen besteht im Wesentlichen aus Eisen mit einem für Eisen hohen Anteil von Kohlenstoff und Silizium sowie einem technologisch bedingten Anteil von Metalllegierungsstoffen wie Mangan, Chrom oder Nickel. Die verleihen dem Eisenguss spezielle und andere Eigenschaften wie dem Stahl und eröffnet dadurch andere Anwendungs- und Einsatzbereiche. Im Gegensatz zum Stahl kann die pauschale Aussage getroffen werden, dass Eisenguss erheblich weniger Zugfestigkeit als Stahl aufweist, dafür aber seine Druckfestigkeit viel größer ist. Durch seinen hohen Kohlenstoffanteil (über 2%) ist Gusseisen nicht mehr schmiedbar und auch die spanende Bearbeitung wird auf das Notwendigste reduziert, da Gusseisen keine gute Spanbarkeit aufweist. Besonders heraus zu heben sind die guten Dämpfungseigenschaften und eine besonders gute Formsteifigkeit, was letztendlich Gusseisen für einen Kunstguss prädestiniert. Soweit mein kurzes technologischer Exkurs über Gusseisen.

Geschichtlich begann die Eisenzeit in unserer Harzregion etwa 800 v. Chr., spätestens seit Beginn der christlichen Zeitrechnung wurde auch hier Eisenerz in so genannten Rennöfen geschmolzen. Diese Technologie lies aber nur Temperaturen von maximal 1350 Grad C zu, es wurde so Luppe (schlackehaltige, schwammartige Eisenklumpen) erzeugt. Die Luppe wurde zu Eisen (unbeeinflusst legierter Stahl) ausgeschmiedet. Ob die damaligen Schmiede keine höheren Temperaturen erreichen wollten oder konnten ist strittig, denn theoretisch hätten sie durchaus den Eisenschmelzpunkt von 1536 Grad C erreichen können, aber sie hätten Ihre Schmelzöfen technologisch anders errichten müssen. Dann aber hätten sie Gusseisen erzeugt, welches nicht mehr schmiedbar gewesen wäre. Ob unsere Vorfahren das wohl schon wussten? So ist das Gusseisen erst im 15.Jahrhundert „erfunden“ worden, wahrscheinlich in Schweden, aber schnell in unsere Region vorgedrungen. Zuerst fertigte man schwere Feuerwaffen und deren Munition. Aber man erkannte wohl auch sehr bald, dass dieses neue Material auch für andere Produkte trefflich geeignet war. Wann genau der Eisen- und der Eisenkunstguss in die Harzregion gekommen ist, kann nicht sicher benannt werden. Die Harzregion hatte aber lange Tradition in der Erz- und Eisengewinnung und deren Verarbeitung und so wird es sicher nicht lange gedauert haben. 1524 wurde der noch heute erhaltene Goslarer Zwingerturm erbaut und laut Legende beherbergte diese „moderne Verteidigungsbastion“ die „Rumetasch“, ihres Zeichens, die größte Kanone ihrer Zeit. War die schon aus Eisenguss? - Wir wissen es nicht. Es heißt, in den Harz brachten Gießer aus dem hessischen Siegen die neuen Verfahren vor 1530. Es wurde begonnen Ofen-, Kamin- und Grabplatten zu gießen. Schnell fand man auch Technologien, um den anfangs schmucklosen Gusskörpern gestalterische Elemente zu geben.

Metallgießen ist ein Fertigungsverfahren und wird den Urformverfahren zugerechnet. Dieses Verfahren beinhaltet, dass flüssiges Metall in eine spezielle Form gegossen wird, wo es nach dem Erstarren einen festen Metallkörper bestimmter Form bildet. Dieses Fertigungsverfahren ist dass kostengünstigste und technologisch Beste, wenn es sich um die Herstellung von Metallteilen mit komplizierten Formen handelt. Das Teuerste an diesem Verfahren ist die Herstellung der Model. Bei Ofen- und Kaminplatten wurden komplexe, szenische Darstellungen bevorzugt. Zuerst war eine Szene erforderlich, die gezeichnet oder von andern Abbildungen abgezeichnet wurde. Danach fertigte der Modelbauer, den man Modelschneider nannte und der im engeren Sinne ein Holzschnitzer war, den Model aus Holz. Das war eine sehr anspruchsvolle Arbeit, die neben großen künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten auch umfangreiche Material- und Verfahrenskenntnisse erforderte.

Überliefert ist uns von jener Anfangszeit nur der „Meister der Ofenplatten, der hessische Philipp Soldan. Er war ein wirklicher Meister seines Fachs und prägte auch die Anfänge des Harzer Kunstgusses. War die Model fertig, wurde eine so genannte verlorene Form hergestellt. Dazu wurde die Model in feinem Bindemittel, vorzugsweise Sandmischungen, abgeformt und die Urform wurde durch mechanischen Schwingungen (Rütteln)verfestigt. Da das Relief der abzubildenden Szene nur auf einer Seite der Gussplatte abzubilden war, konnte anfangs auf eine einfache Form ohne Formoberteil zurückgegriffen werden. Bald nutzte man aber auch hierfür eine zweiteilige Form mit Ober- und Unterteil, um ein gleichmäßigeres abkühlen sowie homogenere Materialstrukturen zu erhalten und auch das Einfüllen des Flüssigeisens wurde so vereinfacht.

Die Schönheit und Ausdruckskraft der Gussplatte hing somit untrennbar von der künstlerischen Qualität der Model ab. Gefragt waren anfangs in den Harzer Hütten vor allem Interpretationen christlicher Themen. Um die szenischen Darstellungen auf diesen Gussplatten plastisch effektvoll gießen zu können, war beim Modelschneider neben den künstlerisch-handwerklichen Fähigkeiten auch viel Gießereierfahrung erforderlich, denn eine Vorlage konnte nicht eins zu eins übernommen werden. Ein Gussrelief entfaltet materialbedingt andere visuelle Effekte als ein Holzschnitt oder eine Kupferstichvorlage. Daher wirken die ersten erhaltenen Gussplatten noch etwas primitiv und unbeholfen – Erfahrung macht den Meister.

Als erster galt ab Mitte des 16. Jahrhunderts ein Harzer Namens Ronnung als Formschneidemeister und arbeite anscheinend für Hütten im ganzen Harzgebiet. Im 17. Jahrhundert wurden die christlichen Darstellungen dann von andern Motiven abgelöst. Die Reformation und der damit verbundene neue Zeitgeist waren wohl dafür Triebkräfte. Aber sicher auch, dass die gusseisernen Öfen Eingang fanden in die Haushalte der Bürger und Handwerker und nicht länger der Kirche und dem Adel vorbehalten blieben. Geprägt waren diese neuen Motive vom Geist der Renaissance sowie von barocker Formgebung. Namen dieser begnadeten Formschneider sind leider kaum überliefert. Erhaltene Ofenplatten zeigen aber anschaulich, dass diese „Kunsthandwerker“ es verstanden haben, sich dem jeweils herrschenden Stil in idealer Weise anzupassen und den optimalen Kompromiss aus künstlerischer Darstellung, Materialeffekt und Verwendungszweck zu finden.

In der Zeit des Absolutismus im 18.Jahrhundert wurden dann Eisenöfen mit Herrschaftssymbolen sowie Ornamentplatten mit figürlichen und auch pflanzlichen Motiven bevorzugt. Anscheinend wurden aber auch die alten Motive weiter gegossen. Es ist anzunehmen, dass die „unmodernen Motive“ dann sicher erheblich preiswerter zu haben waren als die aufwendigen modernen. Die besondere Heimatverbundenheit der hiesigen Bevölkerung sowie die Identifikation mit der Kunst des Ofenplattengusses wurde auch über drei Jahrhunderte durch Motive, die Friedensallegorien zeigten, überliefert. Nach dem 18.Jahrhundert begann das Interesse an gusseisernen Ofenplatten erheblich zu sinken, andere Ofenbauarten insbesondere prächtige Kachelöfen, lösten die Eisenöfen in ihrer Beliebtheit ab. Der Eisenkunstguss in den Harzer Hütten florierte zwar weiter aber mit anderen, nicht so künstlerisch anspruchsvollen Produkten. So ist es auch zu erklären, dass von den vielen, vielen Ofenplatten nur wenige erhalten geblieben sind und diese auch bis vor wenigen Jahren ein Schattendasein in privaten Sammlungen und regionalen Museen führten.

 


Hütten- und Technikmuseum Ilsenburg

Hütten- und Technikmuseum in Ilsenburg bleibt bis Ende 2021 wegen umfangreichen Bauarbeiten geschlossen!
Die umfassende Renovierung am mittleren Teil des Marienhof-Komplexes in der Innenstadt von Ilsenburg erfordern die zeitweilige Schließung des Museums bis Ende 2021.
Auch die Stadtbibliothek ist betroffen, allerdings wird ab März im Übergangsdomizil in der E-Werk-Halle Auf der See 16 die Bibliothek wieder geöffnet.
Mindestens 2 Jahre werden die Bauarbeiten am Museum in der Marienhöfer Straße in Anspruch nehmen.
Durch die Renovierung sowie die Überarbeitung des Museumskonzeptes sollen die Stadt- und Industriegeschichte Ilsenburgs zeitgemäß präsentiert werden und der Tourismus gefördert werden.


Weitere Informationen erhalten sie unter:
Philipp Soldan - http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Soldan
Fürst Stolberg Hütte Ilsenburg

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Copyright der Fotos und der Texte Bernd Sternal 2010/2011
01. - 12. Abbildungen der Ofenplatten aus dem Buch
- Die Kunst der Ofenplatten im Harzgebiet - von Irma Gerda Weber,
Herausgeber Hüttenmuseum Ilsenburg

 
Deutschland (k)ein Erfinderland von Bernd Sternal
Ein Abriss durch die Geschichte deutschen Erfindertums

mit biographischen Passagen sowie einigen Kommentaren und Einlassungen,
die hoffentlich zum Nachsinnen anregen
Deutschland (k)ein Erfinderland von Bernd Sternal

„Vergraben ist in ewiger Nacht der Erfinder großer Name zu oft. Was ihr Geist grübelnd entdeckte, nutzen wir; aber belohnt Ehre sie auch?“
Friedrich Gottlieb Klopstock (um 1760)


Der Autor Bernd Sternal (* 1956) ist gelernter Werkzeugmacher und Flugzeug-mechaniker sowie Dipl.-Ing. für Maschinenbau und Technologie. Er arbeitete als Manager in verschiedenen Branchen, war als Unternehmer, freiberuflicher Ingenieur und als Technologieberater tätig und er ist freier Erfinder mit zahlreichen nationalen und internationalen Patenten, Gebrauchs- und Geschmacksmustern. Seit 2006 ist er als Publizist und Autor tätig geworden. Mit dem Buch möchte er eine Brücke für Erfinder schlagen, sie aber auch aus seinem reichen Erfahrungsschatz schöpfen lassen. Auch möchte er einer breiten Leserschaft über das Erfindertum berichten, damit die Gesellschaft nicht vergisst, woher unser deutscher Wohlstand kommt und wie er zu erhalten ist. Denn erfolgreiche Erfinder sind auch Superstars, wenn auch fast immer im Verborgenen. Auch möchte er mit seinem Werk den Entschei-dungsträgern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft einen Spiegel vorhalten. Und letztendlich hat er versucht, hoffentlich intelligente und machbare Vorschläge aufzuzeigen, um dem Erfindertum in Deutschland wieder den Stellenwert einzuräumen, den es verdient – eine Spitzenposition.